„Ich fühle mich wie zweigeteilt“ – nicht selten fühlt sich eine Frau noch viele Monate nach einem Kaiserschnitt „irgendwie anders“. Grund für dieses veränderte Körpergefühl ist häufig eine Veränderung in der Muskel- und Faszienspannung im Bereich um die Kaiserschnittnarbe. Diese Reaktion verwundert kaum, denn es handelt sich schließlich um eine große Operation. In diesem Beitrag verraten wir Ihnen, wann eine Kaiserschnittnarbe behandelt werden sollte und wann nicht.
Der Körper möchte Verletzungen vermeiden
Für den Körper spielt es keine Rolle, ob er auf dem Operationstisch oder im Straßenverkehr verletzt wird. Verletzung ist Verletzung. So reagiert das Muskel- und Fasziengewebe auch bei einer kontrollierten Operation mit dem üblichen Spannungsaufbau. So kann es zu einer schmerzenden Kaiserschnittnarbe kommen. Ziel ist einerseits die mechanische Verstärkung des Areals und andererseits eine Sensibilisierung. Je sensibler das Gewebe, desto bereitwilliger vermeidet man eine erneute Verletzung. Aus der Perspektive des Körpers ein intelligentes Schutzsystem. Das unterbewusste Vermeidungsverhalten führt zu dem Automatismus, das verletzte Gewebe vor mechanischen Einflüssen der Umwelt schützen zu wollen. Ohne es zu wissen, beugt sich die Betroffene leicht nach vorne um ihren Bauch herum und zieht ihn ein.
Ob sich Spannungen bilden, ist in jedem individuellen Fall unterschiedlichen. Von komplett unauffälligen Befunden bis hin zu großflächig schmerzhaften und auffällig verspannten Bauch-, Becken- und Rückenarealen finden sich alle Fälle in meiner Praxis. Schmerzende Kaiserschnittnarben sind keine Seltenheit.
Vermeintlich schützende Spannung
Der Grund für ein verändertes Körpergefühl liegt in den Sinneszellen, welche in Muskulatur und Haut versteckt liegen. Diese geben der Frau ein Körpergefühl über Zustand und Lage der Gewebe. Verändert sich der Spannungszustand, verändern sich in der Folge auch die Nervenimpulse, welche aus dem betroffenen Gewebe „ins Bewusstsein“ wandern.
Schmerzen an der Kaiserschnittnarbe entstehen, wenn der Körper sich mit Gewebespannung zu schützen versucht.
Spannungen sollten behandelt werden da die Schutzreaktion der Verspannung in diesem Fall nicht notwendig ist. Der Grund ist einfach: es war eine gewollte Verletzung. Es war eine gezielte Operation. Jedoch weiß der Körper nicht um diesen Umstand. Er reagiert, als ob es sich um einen gegebenenfalls lebensbedrohlichen Unfall gehandelt hätte. Wenn die Spannung in dem Areal sich nicht wieder löst, besteht fortan ein ungewollter Mitspieler im Gleichgewicht der statischen Kräfte im Körper. Becken und Rücken sind nun beeinflusst von verfestigten Strukturen, welche bis dahin elastisch waren. Diese Einflussnahme auf die Statik ist nicht selten Ursache von Beschwerden – seien es Rücken- oder Bauchschmerzen, Hüftschmerzen oder solche in den Beinen.
Testen Sie sich auf eine schmerzende Kaiserschnittnarbe
Wenn Sie eine verheilte Kaiserschnittnarbe haben, drücken Sie entlang der Narben und in der näheren Umgebung ruhig einige Zentimeter in den Bauch. Tasten Sie an vielen Stellen in die Tiefe. Wenn Sie weder schmerzhafte Stellen, noch feste „Muskelgnubbel“ fühlen, dann wurden Sie womöglich von einem unerwünschten Spannungsaufbau verschont. Fühlen Sie hingegen Schmerzen beim Drücken, dann haben Sie einen starken Hinweis auf sensibilisierte Schmerzrezeptoren, welche in verspannter Muskulatur und Fasziengewebe zu finden sind. Es handelt sich dabei um nichts Dramatisches – es ist wie ein verspannter Nacken … bloß im Bauch. Solche Spannungen gilt es manuell (mit den Händen) zu behandeln bevor sie Beschwerden in umliegenden Körperarealen auslösen können. Grundsätzlich gilt: je früher, desto besser. Jedoch ist es nie zu spät. Auch mehrere Jahre alte Spannungen oder solche, welche bereits umfangreiche Folgebeschwerden ausgelöst haben, sind behandelbar. In diesem Fall kann es jedoch sein, dass die Behandlung etwas länger dauert als bei einer frisch verheilten Kasierschnittnarbe.
Was passiert bei einer Behandlung?
Im Grunde ist es unspektakulär. Mit speziellen Druck-, Dehn- und Entspannungstechniken werden mithilfe der Hände des geschulten Therapeuten die Spannungen entfernt. Man kann es sich ein bisschen wie eine Art gezielter Massage vorstellen. Nicht jeder Therapeut verfügt über entsprechende zielführende Behandlungstechniken.
Macht es immer Sinn, eine Kaiserschnittnarbe zu behandeln?
Nur wenn relevante Spannungen zu finden sind. Ohne Spannungen gibt es auch keinen Grund zu behandeln, da es salopp gesagt „nichts zu tun gibt“. Ob zu behandelnde Spannungen vorliegen, lässt sich im Laufe einer Sitzung in meiner Praxis gut einschätzen. In vielen Fällen reicht eine einzige Behandlung aus um alle behandlungsbedürftigen Spannungen zu entfernen.
„Kaiserschnittnarben können problematisch werden, müssen es aber nicht. Je früher man eine Narbe auf relevante Spannungen überprüfen kann, desto weniger Aufwand ist es, diese zu behandeln. Zu spät ist es jedoch zum Glück nie. Lassen Sie sich von ihrer Frauenärztin abklären und eine Verordnung für Osteopathie mitgeben damit Ihre Krankenkasse sich daran beteiligt.“
Wenn Sie Hilfe suchen bei Schmerzen an der Kaiserschnittnarbe oder ähnlichen Symptomen, vereinbaren Sie einen Termin.
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